Welche Beschwerden macht eine Sportlerhernie?
Zu Beginn sind die Beschwerden oft uncharakteristisch.Der Schmerzpunkt wechselt von Unterbauch, Hüfte, Leiste, Oberschenkel. Typisch ist ein Ausstrahlen des Schmerzes in den Oberschenkel und/oder Genitalbereich. Leitsymptom ist der Schmerz im Leistenkanal und Schambein. Husten, Niesen, Sit-ups, Drehen im Hüftgelenk, Heben schwerer Gegenstände und falsche Bewegungen verstärken den Schmerzn. Eine längere Trainingspause von mehreren Wochen bringt keine Besserung. Oder die Pausen, um eine Besserung zu erreichen, werden immer länger.
Wie kann ich eine Sportlerhernie erkennen?
Die Diagnostik der Sportlerhernie ist oft nicht einfach, weil kein sich vorwölbender Bruchsack besteht. Häufig wird dem Patienten gesagt, dass da an der Leiste nichts sei. Die klinische Untersuchung (Leiste, Unterbauch, Hüftgelenk, Bein mit Oberschenkel – Knie – Unterschenkel, Wirbelsäule) wird am besten ergänzt durch eine sonographische-farbduplexsonographische Untersuchung.
Die Liste der Differentialdiagnosen des chronischen Leistenschmerzes ist lang.
Inzwischen gilt durch neuere Untersuchung in den USA als gesichert, dass die Sonographie als dynamische Untersuchung des Leistenkanals in der Aufedeckung „okkulter“ verborgener Leistenbrüche anderen Methoden wie dem Kernspin (MRT) oder CT überlegen ist.
Die MRT/CT-Untersuchung wird gebraucht zum Ausschluss anderer Krankheitsursachen wie z.B. Knochenentzündungen im Schambein.
Ursächlich für den Schmerz ist oft eine isolierte Nerveneinklemmung (Nervenengpasssyndrom, nerve entrapment).

Nerveneinklemmung N. ilioinguinalis als Ursache chronischer Leistenschmerzen
Drei wesentliche Nerven, die alle aus dem Plexus lumbosacralis in der Wirbelsäule entspringen, verlaufen vom Rücken in der Bauchwand wie die schrägen Bauchmuskeln und durchbrechen diese im Leistenbereich:
- Nervus iliohypogastricus
- Nervus ilioinguinalis
- Ramus genitalis des Nervus genitofemoralis.
Unabhängig von der Hernie ist der Nerv, meist in der Externusaponeurose (Faszienschicht, die im kaudalen (unteren) Bereich die Vorerwand der Leistenkanals ausmacht, eingeklemmt.
Vor einer Entscheidung welche Operation stattfindet muss das geklärt sein, da dies ausschlaggebend für die Technik der operativen Versorgung ist.
Welche Behandlung gibt es für eine Sportlerhernie?
Im Falle einer schmerzhaften Sportlerhernie wird man von vorne offen an die Leistenregion herangehen müssen.
Die Laparoskopische Operation (TAPP,TEP), die die zerstörte Struktur des Leistenkanals nicht wiederherstellt, ist nicht in der Lage die Nerveneinklemmung, die in der Vorderwand stattfindet, zu beseitigen.Immer wieder passiert es, dass das Loch in der Bauchwand von innen durch ein Netz verschlossen wurde, die Ursache für den Schmerz, die unabhängig vom Leistenbruch ist, weiter besteht.
Das heisst: weiter Schmerz!
Die Folge ist eine Schonhaltung mit schwerwiegenden Veränderungen an Wirbelsäule und Hüfte!
Um weitere Operationen zur Beseitigung von Folgeschäden zu vermeiden, sollte man mit der Operation nicht zu lange warten.
Je länger die Beschwerden dauern, desto höher das Risiko, dass sich der Schmerz im Schmerzgedächtnis eingebrannt hat und sich nur noch sehr schwer beseitigen lässt oder langdauernd mit Medikamenten behandelt werden muss.
Ziel der Operation muss es sein,
- den Defekt in der Leiste zu beseitigen,
- die Hinterwand zu stabilisieren,
- die Struktur des Leistenkanals wiederherzustellen,
- und die Ursache des Schmerzes zu beseitigen.
Bei kleineren Defekten und jüngeren Patienten kann dies mit einer Nahttechnik erfolgen. Ist der Defekt größer, die Belastung deutlich, empfehlen wir unsere spezielle Naht-Netz-Technik, ergänzt von einer „Tailored Neurectomy„. Es wird nur der Ramus anterius des eingeklemmten Nervs eintfernt, nur der erkrankte Teil. Dies hat keine Auswirkungen auf Funktionen, Beweglichkeit, Sexualität. Ein Taubheitsgefühl in der Leiste wird sich für einige Wochen bis Monate in der Leiste einstellen. Nach Berichten von operierten Patienten stellte sich das Gefühl bereits nach einigen Wochen wieder ein.